Einsame Tour gleich neben der Zugspitze

Tag 1

"Schaffen wir es bis um 9:13 zum Hauptbahnhof?" Kati und ich haben gerade noch gefrühstückt und uns überlegt, dass es ja vielleicht doch ganz schön wäre, dieses Wochenende gemeinsam in die Berge zu fahren. "Ja, aber dann müssen wir in 20 Minuten los und vorher noch packen!" Also anziehen, Rucksack packen und los. Brote schmieren wird jetzt nichts mehr, aber die kaufen wir dann später am Bahnhof. Wohin wir wollen wissen wir noch nicht so genau. Aber wir haben ein Karten für das Karwendel und das Zugspitzgebiet dabei, Leutasch, Ehrwald, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen. Mit dem Werdenfels-Ticket geht es in Richtung Garmisch. Im Zug rufen bei verschiedenen Hütten an und fragen, ob man uns heute Nacht beherbergen würde. Alle Hütten stellen sich als ausgebucht heraus. Martina, die Wirtin der Wangalm oberhalb von Leutasch hat aber dann doch noch freie Betten und freut sich auf uns. Super! Die Route ist dann schnell ausgedacht und wir fahren bis Mittenwald und von dort mit dem Bus in die Leutasch.
Ab Lehner/Ahrn führt der Weg 818, zwischen Gehrenspitze und Öfelekopf hinauf in das Puitbachtal. Als wir, nach dem anfänglich steilen Aufstieg, aus dem Wald heraus kommen, liegt ein grünes Hochtal vor uns. Nach Norden versperren die steilen Wände von Öfelekopf und Schlüsselkarspitze den Blick in das Wetterstein, nach Süden wird das Tal von der Gehrenspitze eingefasst. Kühe, Schafe und Pferde grasen in der Sonne und ganz am Ende des Tals sieht man schon das Scharnitzjoch, über das uns unsere Tour in Richtung Westen führen wird. Es geht hier kein Wind und die Hitze steht im Tal.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir das Joch. Links oben auf einem Hügel steht eine kleine Hütte, die auf der Karte als "Erinnerungshütte" eingezeichnet ist. Schafe liegen hier entspannt in der Sonne, blöken oder fressen Gras. Wir legen uns dazu genießen den Ausblick. Mittlerweile türmen sich hinter der Hohen Munde und dem Wetterstein dunkle Wolken auf. Ein paar Minuten später kommt langsam Wind auf und ein entferntes Grollen kündigt das anrollende Gewitter an. Wir beenden unsere Pause, packen unseren Kram zusammen und verzichten auf die Besteigung der Gehrenspitze. Stattdessen geht es runter in Richtung Wangalm.





Aus irgendeinem Grund zieht das Gewitter vorbei, so dass wir bei ColaWeizen, Wurstsalat und Käsespätzle auf der Terrasse sitzen bleiben können. Später, als die Sonne weg ist und es kühler wird, ziehen wir in die Gaststube um. Der Kachelofen brennt, es ist gemütlich warm. Ich trinke noch ein Bier, gehe dann aber bald schlafen.


Die Wangalm, oberhalb von Leutasch.

Tag 2

In den Bergen und insbesondere im Bettenlager schlafe ich nie lange. Zum einen, weil es im Lager immer zunehmend wärmer und gegen Morgen unruhiger wird, zum anderen weil Sonnenaufgänge im Gebirge das Größte sind, sieht man mal von Sonnenuntergängen, Gewittern und anderen Lichtspektakeln ab. Also schleiche ich mich, wie schon so oft, mit Kamera, Stativ und meinen Klamotten unterm Arm aus dem Zimmer. Ich ziehe mich schnell vor dem Zimmer an, um niemanden zu stören und gehe hinaus in die Dunkelheit. Die Luft ist klar und frisch und im Osten sieht man schon, dass es langsam hell wird. Nachdem ich ein paar Minuten den Berg hinauf gegangen bin und eine gute Position am Hang gefunden habe, stelle ich das Stativ auf und mache ein paar Probeaufnahmen. Jetzt muss ich nur noch darauf warten, dass die Sonne die Felsen über mir beleuchtet. Man braucht Geduld, die habe ich nicht immer aber heute werde ich mich zwingen... In der Vergangenheit ist es mir oft zu langweilig geworden und ich habe zwischendurch alles mögliche andere fotografiert. Man entdeckt dann zwar auch tolle Motive aber im entscheidenden Moment steht die Kamera dann eben nicht, fertig eingestellt, auf dem Stativ. Dieses Mal klappt es aber.


Teufelskopf und Oberreintalschrofen

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Es ist kurz nach acht und noch relativ kühl, es wird aber warm werden, dass merkt man jetzt schon. Jetzt geht es erstmal auf dem Weg zurück, auf dem wir gestern schon gekommen sind. Nicht ideal, geht aber eben nicht anders. Nach einer guten Stunde kommen wir an der Weggabelung an. Unten auf der Puitalm liegt ein großer Felsbrocken auf dem ein Wegweiser angebracht ist. Hier führt der Weg, mit der Nummer 818, links durch die Söllerrinne hinauf auf den Söllerpass. Der Söllerpass ist 2211 Meter hoch, was einen Aufstieg von etwa 600 Höhenmetern bedeutet. Der Anstieg ist extrem steil und zwischendurch müssen immer wieder auch die Hände zur Hilfe genommen werden. Besonders schwierig ist es aber nicht. Als wir oben auf dem Pass ankommen, sehen wir über das große Leutascher Platt hinweg bis zur Meilerhütte. Es ist noch ein ganzes Stück bis dahin. 45 Minuten später sitzen wir auf der Terrasse der der Hütte und, trinken Weißbier und essen Speckknödelsuppe. Einer gute weiter Stunde später machen wir uns an den Abstieg. Es geht 1300 Höhenmeter hinunter bis nach Leutasch. Der Weg zieht sich und unten angekommen merke ich meine Beine. Die zwei Mädels, die wir schon oben auf der Meilerhütte getroffen haben, laufen kurz vor dem Wanderparkplatz auf uns auf und bieten uns an, uns im Wagen bis zum Bahnhof in Mittenwald mitzunehmen. Mega! Wir haben nämlich unser letztes Geld auf der Hütte ausgegeben und müssten jetzt per Anhalter fahren.

Zwei Stunden später sitzen wir mit einem riesigen Kohldampf auf dem Sofa und bestellen uns Pizza. Zwei Stunden und eine telefonische Nachfrage später klingelt es endlich an der Tür...




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