Padjelantaleden - Etappe 7

Wir stehen heute zeitig auf, frühstücken, waschen und Zähne putzen, packen und los. Die erste halbe Stunde gehen wir den selben Weg zurück, den wir gestern gekommen waren und suchen den Punkt, den wir auf der Karte für den Aufstieg in das Tarrekaise ausgesucht haben. Wir zählen die zu überquerenden Bäche ab und stehen schließlich auf einer Wiese. Jetzt geht es direkt durch das Dickicht hinauf. Eng stehende Birken und Buschwerk stellen sich uns in den Weg, doch nachdem wir begriffen haben, dass wir den Spuren der Tiere folgen müssen, um die Hindernisse zu umrunden, gestaltet sich unser Aufstieg einfacher als gedacht. Nach etwa neunzig Minuten stehen wir oben auf dem ersten Gipfel, es gibt keine Bäume und keine Büsche mehr, nur noch Moos, Flechten und Steine, es geht ins Gebirge. Wege haben wir auch lange schon nicht mehr gesehen, dafür umso mehr Rentiergeweihe, nur die dazugehörenden Tiere fehlen noch. Sie müssen hier irgendwo sein, die Geweihe und Hinterlassenschaften sind sicher nicht von selbst hergekommen.

Es weht ein ziemlich frischer Wind aus dem Sarek zu uns herüber, es fühlt sich ein wenig so an, als wären wir hier oben nicht willkommen. Um Pause zu machen, suchen wir uns einen großen Felsen aus, hinter dem wir für einen Moment vor dem Wind Schutz suchen können. Im Windschatten des Felsen gibt es einen heißen Tee und ein paar Kekse mit "Krabbi" aus der Tube, hinterher noch ein wenig Schokolade. Wir schauen uns gemeinsam die Karte an, vergleichen die Höhenlinien auf der Karte mit der Umgebung und identifizieren den Kessel, den wir am Vorabend auf der Karte schon markiert hatten. Durch diesen Kessel wollen wir gehen: Es sieht nicht besonders steil aus und auf der anderen Seite folgt anscheinend nur noch ein kleiner Aufstieg, um über die Kuppe und dann in das Tal zu gelangen, in dem wir schlafen wollen und welches uns morgen noch bis nach Kvikkjokk führen soll. Wir sehen auf der Karte, dass das Tal anfangs auf der rechten Seite flach und auf der linken Seite steil ist; später, nach der Biegung des Tals nach Osten, sollte es sich umkehren. In der Mitte des Tals fließt ein Fluss. Kati bemerkt, wir sollten aufpassen, dass wir früh genug die Seiten wechseln, damit wir überhaupt noch auf die andere Seite kommen können - ein guter Einwand.

Wir machen uns also auf, es liegt noch einiges vor uns, und wir sind heute einfach nicht so schnell, wie an den vorherigen Tagen. Es macht doch einen großen Unterschied, ob man nur stumpf dem Weg hinterher läuft, oder ob man sich ständig neu orientieren muss und es dazu über große Felsen hinweg geht. Als wir oben auf der Kuppe ankommen, ist es schon 19:00 Uhr. Normalerweise hätten wir jetzt bereits einen Zeltplatz gefunden, das Zelt aufgebaut und sogar schon gegessen. Davon sind wir heute aber noch meilenweit entfernt. In dieser Felswüste kann man kein Zelt aufbauen, unmöglich. Wir werden also das Tal so weit bergab gehen müssen, bis wir einen Zeltplatz gefunden haben. Zuerst auf der flachen rechten Seiten, später dann, wenn es rechts zu steil wird, auf der dann flachen linken Seite, genau so wie geplant. Hauptsache, der Fluss wird nicht zu schnell zu reißend, sonst haben wir ein Problem. Gut, dass es nicht dunkel wird, in den Alpen hätte ich langsam ein schlechtes Gefühl bekommen. Ich mache mir etwas Sorgen um Kati, ich weiß dass Sie ein zäher, kleiner Dieselmotor ist, aber wenn der Tank leer ist, ist er halt einfach leer und es war heute wirklich lang und anstrengend. Ich erkundige mich also vorsichtig nach dem Befinden. Die Moral ist auch wichtig, so lange es noch Spass macht, geht ja so einiges. Ich sage, dass wir hier ja im Grunde auch bleiben könnten, es sei nicht so super, es würde aber gehen. Kati erwidert aber, sie würde hier nicht bleiben wollen, es sei unwirtlich und zur Not würden wir halt aus dem Tal raus gehen, egal wie weit es ist, es würde ja nicht dunkel werden. Ok, das war also geklärt, tough Bitch! Ich schaue das Tal entlang und versuche die Stelle zu finden, an der wir den Fluss überqueren wollen.

Und da entdecke ich sie, endlich, nach so vielen Tagen: Rentiere! Es sind zwar nur drei, keine Herde, aber es sind Rentiere. Ich hatte wirklich schon Angst davor, hier oben keine zu Gesicht zu bekommen. Der Wind scheint gut zu stehen, sie bemerken uns nicht. Wir überqueren den Fluss und können am anderen Ufer bis auf die selbe Höhe gelangen, ohne bemerkt zu werden. Auf einen kleinen Grasvorsprung setzen wir uns und beobachten die Tiere beim Grasen.

Wir gehen heute noch gute zwei Stunden, bis wir endlich aus dem Geröll des Tals herauskommen und auf einer grasbewachsenen Anhöhe stehen, auf der man gut ein Zelt aufstellen kann. Kati hält den Platz für sehr geeignet, man könne sich gut vorstellen hier morgen früh aufzuwachen und frühstücken zu wollen. In der Ferne sieht man sogar schon den Fluss bei Kvikkjokk, bis dort ist es aber noch ein gutes Stück. Zu Abend essen wir heute im Zelt, es steht um 22.30 Uhr, wir sind ziemlich erledigt und so liegen wir in den Schlafsäcken und essen Kekse, Schokolade und die restlichen Nüsse, Zähne putzen können wir auch morgen noch....

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