Nachsaison im Wilden Kaiser

Unterkunft in der Fritz-Pflaum-Hütte

"Danke für deine Mail, aber unsere Hütte ist bereits geschlossen! Wir sind nächstes Jahr, ab Anfang Mai, wieder für euch da."

So oder so ähnlich lauteten Ende Oktober alle Antworten auf meine Mails, mit der Frage nach einem Übernachtungsplatz. Die meisten Hütten schließen Mitte Oktober und öffnen erst wieder im Mai, wenn es wieder wärmer wird in den Bergen. Aber der Sommer war ja auch lang genug, das Vieh ist mittlerweile schon im Tal und es kann jetzt jeden Tag zu schneien anfangen, die Saison ist also vorüber. Wer jetzt noch eine mehrtägige Tour machen möchte, hat nicht mehr viele Möglichkeiten zum Übernachten und muss sorgfältig planen.

Ich suche also nochmal den Wilden Kaiser auf der Karte ab. Dort wo mein Kumpel Hanno und ich geplant haben wandern zu gehen. Biwakieren ist nicht so Hannos Ding, das Wetter ist aber auch nicht besonders gut, also brauchen wir eine Hütte. Plötzlich entdecke ich den Schriftzug Fritz-Pflaum-Hütte im Griesner Kar. Die Fritz-Pflaum-Hütte ist nicht, so wie die meisten anderen Hütten, mit einem markanten roten Häuschen in der Karte Markiert, sondern nur mit der Beschriftung an einem unauffälligen grauen Rechteck. Nach einer kurzen Recherche weiß ich: Die Fritz-Pflaum-Hütte ist eine kleine Selbstversorgerhütte die mit einem AV-Schlüssel zugänglich ist. Unser Ziel ist somit klar, wir werden in das Griesner Kar aufsteigen.





Der Zustieg zur Fritz-Pflaum-Hütte ist nicht sonderlich schwer zu finden. Es gibt aus dem Kaiserbachtal zwei Möglichkeiten, wie man die gemütliche, kleine Holzhütte, mit den 17 Schlafmöglichkeiten, erreichen kann. Der einfachere Weg führt, hinter der Griesner Alm hoch und dann durch das Große Griesner Tor. Der etwas schwierigere Weg ist der Steig 816 der vorbei am kleinen Griesner Tor und im Uhrzeigersinn unterhalb der Mitterkaiser Gipfel zur Hütte führt.

Das Griesner Kar selbst mündet oben in einen großen steinernen Kessel, der ringsum von über 2000 Meter hohen Felswänden umgeben ist. Der höchste Gipfel ist die Ackerlspitze, die 2329 Meter in den Himmel ragt. Nachts schützen die hohen Wände den Kessel vor Lichtverschmutzung aus der Umgebung, so dass sich hier gut Sterne fotografieren lassen. Nur durch den schmalen Spalt des großen Griesner Tors fällt etwas Licht aus Richtung Kufstein herein, ansonsten ist es dunkel.



Nachdem wir am Vortag noch im T-Shirt aufgestiegen waren und später vor der Hütte in der Sonne saßen, ändert sich das Wetter über Nacht drastisch. Als wir am nächsten Morgen aus der Hütte treten, liegt im Kar Schnee. Es ist nicht einfach nur eingepudert, es liegen gute 10cm und es schneit noch immer. Eigentlich hatten wir für den heutigen Tag noch eine kleine Schleife über das Törl und weiter über den Much-Wieser-Steige und, auf der Rückseite des Goinger Halts, zurück in das Kaiserbachtal geplant. Bei diesem Wetter verzichten wir aber auf die Tour, wir kennen das Gelände nicht und entscheiden uns heute für den direkten Abstieg. Im Laufe des Vormittags nimmt der Niederschlag weiter zu. Vier Stunden später sitzen wir bei Kuchen und Espresso zusammen und bereuen die Entscheidung nicht eine Sekunde lang.