Ein DIY-Arctic-Bedding-Biwak

Ausrüstung selbst gemacht

In ein paar Tagen geht es wieder zurück an den Nordpolarkreis. Genauer gesagt zum Wintertrekking in die Finnmark. Ich treffe meinen Freund Paul, um mit Ihm und zwei seiner Kunden von Kulingtrekking, fünf Tage lang mit Skiern von Alta nach Karasjok zu laufen.

Das Material für die Tour hatte ich zum größten Teil schon zusammen. Das einzige was ich noch brauchte, war ein sogenanntes Arctic-Bedding. Gut, brauchen ist ein recht starkes Wort. Ich bilde mir ein es zu brauchen. Vielleicht war es auch nur ein Vorwand um mal wieder selbst Material basteln zu können. Aber kurz einen Schritt zurück. Was ist überhaupt ein Arctic-Bedding?


So oder so ähnlich kann man sich so eine Tour vorstellen. Hier: Espedalen 2017

Viele Norweger nutzen auf ihren Wintertouren Schlitten um das Gepäck zu ziehen. Das Arctic-Bedding beinhaltet Isomatte und Schlafsack und wird oben auf diese Pulkas gezurrt. Es handelt sich dabei also eigentlich nur um eine Tasche, die in der Grundfläche so groß wie die Matratze selbst und so hoch, dass diese auch noch mit dem darauf liegenden Schlafsack hinein passt, ist. Abends wird das gemachte Bett dann einfach in das Zelt geschoben, der umlaufenden Reißverschluss geöffnet und fertig. Kein Wühlen, Ausrollen oder Aufblasen mehr.
Die Prinzip hat sowohl den Vorteil, dass man sich das Ein- und Ausrollen von Schlafsack und Unterlage spart, als auch den, dass der Daunenschlafsack den Tag über sein Volumen behält. Außerdem vermeidet man es, jeden Tag aufs Neue, feuchte Luft in die Isomatte zu blasen, die dann im Inneren gefriert.

Selbstbau macht Spass

Vor ein paar Jahren hatte ich mir, aus Ermangelung an passenden Modellen am Markt, schon meinen eigenen Biwaksack genäht. Ein stabiler Zeltboden auf der Unterseite und eine atmungsaktive Membran auf der Oberseite, dazu wasserdichte Reißverschlüsse und abgedichtete Nähte. Das ganze in einem unauffälligen Grau um beim geplanten Biwakieren in den Bergen nicht sofort aufzufallen. Der Biwaksack ist so groß, das ich mit samt meiner alten Therma-Rest, hinpasste. Zusammengerollt ist der Sack so groß wie eine 0,5 Liter Trinkflasche und wiegt etwa 350 Gramm. Mittlerweile benutze ich allerdings die größere aber auch leichtere Exped Synmat UL LW Isomatte. Die passt nicht mehr in den Biwaksack hinein. Eine ideale Gelegenheit also um sich mal wieder an die Nähmaschine zu setzen.


Ein recht einfach Schnittmuster

Der Plan war, einen Zwitter aus Arctic-Bedding und Biwaksack zu nähen. Also eine wetterfeste Hülle in der nicht nur Isomatte samt Schlafsack platz haben, sondern eben auch noch ich selbst, wenn ich im Schlafsack liege. Der wasserdichte Zeltboden an der Unterseite hat sich genauso bewährt, wie die atmungsaktive Membran auf der Oberseite. Also bin ich dabei geblieben, habe nur etwas leichtere Materialen gewählt. Der Unterschied: Die Grundfläche muss für die neue Matte größer werden. Und weil die Konstruktion ja später auch bei starken Wind oben auf einer Pulka transportiert werden soll, brauche ich Kompressionsriemen um tagsüber den Oberstoff zu bändigen. Bei einem normalen Arctic-Bedding ist dieser relativ fest und eng, da ja nur Matte und Schlafsack darin Platz finden müssen. Meine Arctic-Biwak-Bedding-Konstruktion bietet aber genug Platz um auch selbst mit hineinzukriechen zu können, ist also weiter und somit flattriger. Eine weitere Besonderheit: An den Ecken und an den Längsseiten habe ich Gurtbänder angebracht um bei Wind am Gipfel alles mit Heringen am Boden fixieren zu können. Mir ist einmal am Gipfel eine Isomatte vom Wind in die Nacht hinaus geweht worden. Seid dem bin ich wohl etwas vorsichtiger geworden.


Zuschneiden am Boden


Die Stoffe sollen zwar wasserdicht sein, aber um Stecknadeln komme ich nicht herum.


Gurtbänder zum Komprimieren


Kleine Schlaufen zum Fixieren des AB am Boden


Die Nähte werden von innen abgedichtet


Zum Aufbügeln nutze ich Backpapier

Wie schon in der Vergangenheit habe ich das komplette Material in Webshop von extremtextil.de gefunden. Zwei Tage später war alles da und es konnte losgehen. Das Schnittmuster ist denkbar einfach. Zwei gleich große Halbschalen werden aufeinander gesetzte und teilweise mit einem Reißverschluss, teilweise mit einer Naht verbunden. Anschließend habe ich die Nähte mit einem speziellen Tape abgedichtet.


So sieht das fertig verzurrte Arctic-Bedding aus.

Wie sich mein Selbstbau in der Praxis bewährt, kann ich erst Anfang April sagen, wenn ich wieder da bin. Dann poste ich auch noch ein paar vernünftige Bilder. Wer das Ding nachbauen will und Tipps braucht kann sich gerne melden. Ich bin zwar kein Profi aber ich weiß ja was ich getan habe...

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