Das Ende meiner Seefahrt

Jetzt hat mich die Zivilisation wohl vorerst wieder. Ich sitze auf einem roten Ledersofa im Mary Ann's dem Guesthouse in dem ich heute übernachten werde. Ausser mir sitzen hier im Aufenthaltsraum nicht viele Leute, aber die nerven mich gerade gewaltigt.

Getippe auf der Tastatur, viel zu lautes Gerede und Filme am Notebook ohne Kopfhörer. Vor zwei Tagen stand ich noch mit Sascha auf dem Eis eines Fjords, beobachteten einen Polarfuchs und tranken dazu ein eiskaltes Bier nachdem wir an der Ankerkette herunter geklettert waren, ein Loch ins Eis gebohrt und einen Eisanker gesetzten hatten. Man hörte nur das Quietschen des Eises. Ein deutsches Ehepaar fängt gerade an, laut schmatzend eine Suppe zu essen und sich über die arroganten Scheißrussen in Barentsburg zu echauffieren. Jetzt reicht es mir, fahrt doch an den Ballermann denke ich und verlasse den Raum.
Der erste Teil meiner Reise ist also vorüber. Ich bin mit der Antigus von Harlingen in Holland über die Nordsee bis nach Norwegen gefahren. Wir waren in Ålesund auf den Lofoten und in Tromsø. Von dort sind sie wir über die Barentsee zur Bäreninsel und dann nach Spitzbergen gefahren. Ich habe Adler und Wale, Gletscher und Papageitaucher, Rentiere, Polarfüchse, Walrosse und Passagiere die über die Reling brechen gesehen. Es waren wahnsinnig abwechslungsreiche und spannende Wochen. Sie waren aber auch anstrengend.

Wachen auf der Brücke von 24:00 bis 04:00, dann vier Stunden Schlaf, dann Frühstück und dann als "Trainee-Guide" mit zu den Exkursionern an Land, hinterher normaler Dienst an Deck und dann nach dem Abendbrot ins Bett um vor der nächsten Wache noch drei Stunden zu dösen. Morgen fliege ich nach Tromsø. Meinen ursprünglichen Plan, dann von Abisko nach Mo i Rana oder über die Lofoten zu wandern, habe ich wegen der jeweiligen Schneebedingungen begraben. Von Tromsø fliege ich jetzt nach Oslo weiter. Dort treffe ich Christoffer der das Schiff leider schon im Bodø verlassen hatte und wandere dann über Lillehammer nach Trondheim. Die Route könnte mich dann durch das Dovrefjell, Jotunheimen und Trollheimen führen, genau weiß ich es noch nicht. Nur das Ziel am 1. Juli in Trondheim sein zu wollen steht bombenfest.

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